Tomáš Pospíšek's Notizblock

Viagogo

Ich hab mir Konzert Tickets kaufen wollen. Ich gebe in Google den Namen der Gruppe an, "site:ch" und "Tickets".

Der erste Hit auf Google ist Viagogo. Ich bin 2 Monate zu früh und die Gruppe eher obskur, aber siehe da, da steht in rot: "Nur noch wenige Tickets verfügbar".

Also schnell machen! Auf "ansehen" gedrückt und da kommt "Nur noch 4 Tickets übrig" und "Weniger als 1% der Karten für diese Veranstaltung sind noch übrig".

Uh, schnell, Karte gezückt auf weiter und da kommt schon "Der aktuelle Ticketpreis ist für die nächsten 9 Minuten für Sie eingefroren." und ein Stopuhr, die runterzählt. Offenbar bin ich da in einer Versteigerung, der Preis könnte also noch rauf...

Doch als ich den Preis sehe, fällt mir der Kinnladen runter: 115 CHF!

Zahl ich nicht! Hm, Mal schauen, verkauft das sonst jemand? Ah ja, bei Starticket kostet's 47 CHF.

Offenbar bin ich nicht der erste, der sich wundert.

Viagogo, ein Startup mit Geld von Index Ventures, Brent Hobermann, Jacob Rothschild, gegründet von einem Eric Baker mit Sitz in Genf.

Ich muss sagen, mit den Menschen oben, die einen Charakter besitzen, der ihnen erlaubt, so zu "geschäften", möchte ich in meinem Leben nie zu tun haben.

Dieser Charakterzug und Art von Geschäften erinnert mich an einen NZZ Artikel von einem Peter A. Fischer:

"Offshore-Transaktionen sind [...] Resultat von tatsächlichen Unzulänglichkeiten und Missständen in den betroffenen Ländern. [...] Solange die prohibitiv scharfe Besteuerung von Unternehmensgewinnen in den USA Firmen davon abhält, Gewinne zu repatriieren, werden sie diese offshore halten. [...] Die Suche nach Schutz vor [...] übermässiger Besteuerung [...] zu verteufeln, greift deshalb zu kurz."

(Sein Text ist nicht ironisch gemeint)

Wenn unsere Gesellschaft weiterkommen will, dann kann sie "Gewinnsteigerung" und "Geschäfte machen" nicht unkritisch als etwas positives hinnehmen.

Tomáš Pospíšek, 2017-11-14

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